Nach beinahe einem Monat ging unser Aufenthalt an der portugiesischen Küste zu Ende. Anschließend verbrachten wir noch einige Tage in den Ferienorten Sesimbra und Sines. In Sines bereiteten wir uns auf die Überfahrt nach Madeira vor, genauer gesagt auf die nördliche Insel Porto Santo. Die Fahrt dorthin dauerte etwa drei bis vier Tage.

Zwei Tage vor der Abfahrt musste ich den neuen Inspektionsdeckel des Reservetanks testen. Der alte Deckel war gerissen, weil sich der Tank nach dem Ausbeulen verformt hatte. Der neue Deckel bot nun mehr Spiel, sodass er die Bewegungen des Tanks mitverfolgen konnte.
Wir machten uns mit den Fahrrädern auf den Weg zum Supermarkt, der leider außerhalb der Stadt lag. Nach 100 Höhenmetern und drei Kilometern erreichten wir den Supermarkt. Wir luden alles ein, was auf unsere beiden Räder passte, und beluden das Schiff vollständig mit Lebensmitteln. Noch am selben Tag fuhren wir mit dem Schiff zur Tankstelle. Obwohl noch sehr viel Diesel im Tank war, sollte man eine Überfahrt stets mit vollem Tank beginnen.
Der Wetterbericht sagte starke Winde aus Nord‑ bis Nordost vorher. Allerdings sollten wir am Donnerstag nicht mehr in Küstennähe sein, da der Wind dann noch stärker werden würde. Ich berechnete die Strecke erneut anhand der letzten Wettervorhersage, und wir entschieden uns, am Mittwochmorgen um 6 Uhr loszufahren.
Wir waren am Mittwochmorgen nicht das einzige Schiff, was so früh losgefahren ist. Ein paar Schiffe machten sich auf den Weg nach Lagos, was auch eine 16h Fahrt sein kann. Manche Schiffe kannten wir sogar. Sie haben uns entlang der Küste begleitet und man hat sich kennengelernt. Sie alle sind allerdings auf dem Weg ins Mittelmeer. Und somit trennt sich unser Weg von den anderen Schiffen. Ein Schiff, die Violetta, haben uns seit Cherbourg begleitet. Sie legte auch am Mittwochmorgen ab.
Während die übrigen Schiffe entlang der Küste nach Süden segelten, entfernten wir uns immer weiter. Zum Abschied schwamm noch eine Delfinschule neben uns her. Der morgendliche Nebel kehrte zurück und brachte schlechte Sicht mit sich. Ab dem Mittag gab es dann Sonne und der Wind frischte auf. Ab dem Nachmittag nahm der Wind dann zu auf gut 20 Knoten. Ich habe direkt für die Nacht das Hauptsegel gerefft und die Genua etwas verkleinert. Nebst dem Wind hat auch die Welle zugelegt und sorgte mit Höhen von 3 bis 4 Metern für eine unangenehme Fahrt. Die Serafina bewältigte solche Wellen mühelos, indem sie stark rollte – gut für das Material, aber eine Herausforderung für die Besatzung, besonders beim Kochen. Lizy wurde seekrank, sodass ich die Weiterfahrt allein übernehmen musste.
Die Sonne ging unter und die erste Nacht Einhandsegler stand für mich bevor. Der Windpilot hielt das Schiff noch gut auf dem Kurs. Somit schlief ich im Cockpit für 30 Minuten und hielt dann Ausschau nach anderen Schiffen, kontrollierte unseren Kurs und die Windverhältnisse. Im Garmin Plotter war der AIS-Alarm eingestellt. Falls sich ein Schiff nähern sollte, dann schlug dieser rechtzeitig Alarm. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, das Schiff ohne Aufsicht durch die Nacht fahren zu lassen. Aber so ist das nun mal, wenn man allein das Schiff über mehre Tage steuer muss.
Um 3 Uhr Nachts nahm die Welle so stark zu, dass sie den Windpiloten immer durcheinander gebracht hat. Die Welle bewegte das Schiff zum Wind hin und der Windpilot konnte diese Bewegung nicht mehr rückgängig machen. Ich habe den Windpiloten ein paar mal erneut eingestellt. Nach dem fünften Mal wechselte ich auf den elektrischen Autopiloten an. Die kurzen Intervalle zum Schlafen waren für mich nicht wirklich erholsam. Ich döste nur vor mich hin, bis dann auch schon wieder der Wecker klingelte.
Der zweite Tag auf See war wie die erste Nacht. Der Wind trieb uns schnell Richtung Madeira. Die Welle wurde etwas kleiner. Ich verlängerte meine Intervalle zum Schlafen auf 45 Minuten. Zum Schlafen bin ich nun auch unter Deck gegangen. Ich habe die Koje auf dem Stb. Sofa hergerichtet. Ich konnte dieses Mal auch Einschlafen und holte etwas Schlaf über den Tag nach. Lizy ging es etwas besser, aber war noch nicht einsatzbereit.
Das Video zeigt die Welle am zweiten Tag. Sie ist nicht mehr ganz so hoch, man erkennt dennoch wie Serafina über die Welle rollt.
Die zweite Nacht brach an und da wir inzwischen mitten auf dem Atlantik waren, sahen wir eigentlich gar kein Schiff mehr. Ich behielt das Intervall von 45 Minuten bei und schlief jetzt immer besser in den kurzen Zeiten ein. Am dritten Tag war ich fast ausgeschlafen.
Am dritten Tag ließ der Wind auch nach. Ich lud über Iridium den letzten Wetterbericht herunter. Der Wind wird wohl in der dritten Nacht komplett zum Erliegen kommen. Und so kam es auch. Um 3 Uhr Nachts schlugen die Segel vom Rollen hin und her. Es gab nur noch 5 Knoten Wind von hinten. Also holte ich alle Segel in der Nacht ein und wir motorten weiter Richtung Madeira. Am Morgen war die See spiegelglatt und die Sonne strahlte uns an.
Leider kam kein Wind mehr und wir mussten die komplette Strecke weiter motoren. Am Ende waren es dann noch 24. Mittlerweile ging es Lizy wieder besser und sie konnte wieder lachen.

Am Nachmittag sahen wir dann die Umrisse von Porto Santo. Die Berechnungen sagten allerdings, dass es der Weg noch recht weit ist und wir um 23 Uhr ankommen sollen.


Wir kamen dann auch wie berechnet um 23 Uhr am Hafen an. Im Hafenbereich ankerten bereits viele Yachten. Auch vor dem Hafen zählten wir mindestens 6 Schiffe vor Anker. Wir beschlossen auch außerhalb zu ankern. In der Nacht dreht leider der Wind auf Süden und sorgten für eine unruhige Nacht.

Am nächsten Morgen rief ich die Marina an und fragt nach einem Platz. Wir hatten Glück. Ein Schiff verließ den Hafen und wir bekamen den letzten Platz in der Marina.

Der erste Tag in Porto Santo war leider regnerisch. Wir mussten eh einklarieren und zum Hafenmeister gehen. Danach war der halbe Tag eh vorbei und wir gingen am Café am Hafen einen Kaffee trinken.
Am zweiten Tag gab es einen guten Sonne-Wolken-Mix und wir wanderten zu den Windmühlen mit einer guten Aussicht über den Strand.

